Der Qualitätsindikator betrachtet den Anteil der Patientinnen und Patienten, der innerhalb der ersten acht Stunden nach stationärer Aufnahme eine antimikrobielle Therapie erhält. Es wird ein Zielwert von ≥ 90 Prozent angestrebt. In den Jahren 2020 und 2021 zeigte der Qualitätsindikator trotz der Bereinigung der Grundgesamtheit um COVID-19-Patientinnen und –Patienten einen Rückgang von über 95 Prozent in den Jahren 2017 bis 2019, auf 93,21 Prozent im Jahr 2020 und 90,98 Prozent im Jahr 2021.
Qualitätsindikator sorgt für Transparenz
Das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses eine über die regulären Auswertungen der externen Qualitätssicherung hinausgehende wissenschaftliche Analyse in Bezug auf Auswirkungen der Corona-Pandemie für den Leistungsbereich der ambulant erworbenen Pneumonie durchgeführt. Diese Sonderauswertung zeigte, dass bei steigendem Anteil an COVID-19-Fällen der Anteil von Nicht-COVID-Pneumonien mit früher antimikrobieller Therapie zurückging. Es wird angenommen, dass bei COVID-19-Verdachtsfällen das Ergebnis eines COVID-19-Tests abgewartet wird, bevor über eine Antibiotikatherapie entschieden wird [9]. Dies könnte dazu geführt haben, dass das Ergebnis des Qualitätsindikators „Antimikrobielle Therapie innerhalb von 8 Stunden nach Aufnahme (nicht aus anderem Krankenhaus)“ rückläufig ist.
Was auf den ersten Blick nach einer Versorgungsverschlechterung der Patientinnen und Patienten mit bakteriell verursachter Pneumonie aussieht, muss in Relation gesetzt werden: Zum einen liegen die Ergebnisse des Qualitätsindikators auch im Jahr 2021 noch bei über 90 Prozent – und damit im definierten Zielbereich, der gute Versorgung beschreibt. Zum anderen fanden die erfassten Untersuchungen während einer pandemiebedingten Ausnahmesituation im Gesundheitswesen statt. Dass trotz der hoher Belastungen in Krankenhäusern immer noch sehr gute Ergebnisse des Indikators erreicht werden, spricht für eine hohe Versorgungsqualität und nicht dagegen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Ergebnisse des Indikators nach dem Ende der Pandemie entwickeln.
Die Analyse des IQTIG hat sich darüber hinaus mit einer Reihe weiterer wissenschaftlicher und epidemiologischer Fragestellungen Corona-bedingter Einflüsse befasst. Die Daten der externen Qualitätssicherung wurden mit Leistungsdaten der Krankenhäuser und Meldedaten des Robert Koch-Instituts abgeglichen. Es wurden die Fallverteilung, Fallschwere und regionale Bezüge betrachtet. Die Analyse ist auf der Website des IQTIG veröffentlicht.
Qualitätssicherung und Corona-Pandemie
Der Qualitätsindikator „Antimikrobielle Therapie innerhalb von 8 Stunden nach Aufnahme (nicht aus anderem Krankenhaus)“ verdeutlicht in besonderem Maß den Einfluss der Corona-Pandemie auf die ambulant erworbene Pneumonie und zeigt die besondere Bedeutung der externen stationären Qualitätssicherung gerade angesichts veränderter Anforderungen im Rahmen der Pandemie. Mit Hilfe der externen stationären Qualitätssicherung konnte gezeigt werden, dass sich die Datenlage der ambulant erworbenen Pneumonie unter den Bedingungen der Corona-Pandemie verändert hat und die Ergebnisse dieses Bereiches auch in den kommenden Jahren besonders beobachtet werden sollten. (pfo)