Der Qualitätsindikator erfasst das Verhältnis der beobachteten Rate, also der tatsächlichen Häufigkeit von neu aufgetretenen Druckgeschwüren, zur erwarteten Rate, also der theoretischen Zahl von Druckgeschwüren, die in dem Krankenhaus aufgrund des Risikoprofils der behandelten Patientinnen und Patienten „erwartet“ werden können.
Dabei wird das Risikoprofil der Patientin oder des Patienten mit betrachtet: Risikofaktoren, die in der Qualitätssicherung berücksichtigt werden, sind das Alter, eine eingeschränkte Beweglichkeit der Patienten und Patientinnen, das Körpergewicht, Diabetes mellitus, Infektionen, Demenz oder Aufmerksamkeitsstörungen, Inkontinenz, Dauer einer Beatmung und weitere schwere Erkrankungen (IQTIG 2020a).
Die Berücksichtigung dieser Risikofaktoren bei der Berechnung des Qualitätsindikators wird als Risikoadjustierung bezeichnet. Sie ist notwendig, um die Qualität der Krankenhäuser fair miteinander vergleichen zu können. So kann ein Krankenhaus, welches vorwiegend schwerstkranke bettlägerige Patientinnen und Patienten behandelt, eine höhere Anzahl an neu aufgetretenen Druckgeschwüren aufweisen als ein Krankenhaus, welches vorwiegend junge und mobile Patientinnen und Patienten behandelt. Der Vergleich der Pflegequalität anhand der beobachteten Druckgeschwüre ist daher nur möglich, wenn die unterschiedlichen Risikoprofile der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden.
Ergebnisse der Qualitätsindikatoren zum Dekubitus
Vor der Corona-Pandemie wurden in deutschen Krankenhäusern im Schnitt jährlich über 17 Millionen Fälle behandelt. Bei einem Anteil von 0,37 bis 0,40 Prozent der Krankenhausfälle kam es in den Jahren von 2015 bis 2019 zur Entwicklung eines Dekubitus (siehe Tabelle 1). Dies entspricht einer absoluten Anzahl von knapp 65.000 bis etwas mehr als 70.000 Druckgeschwüren, die jährlich im Krankenhaus neu entstanden sind.
Die risikoadjustierten Indikatoren werden als O/E-Rate, d. h. als Verhältnis von beobachteten Fällen (O = observed) geteilt durch die erwarteten Fälle (E = expected) dargestellt. Für die Häufigkeit neu entstandener höhergradiger Druckgeschwüre zeigte in den letzten Jahren diese Rate einen Wert um 1. In den Jahren 2016 und 2019 fand sich jeweils tendenziell eine statistisch signifikante Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, die Zahl der beobachteten Fälle war also deutlich niedriger als die Zahl der erwarteten Fälle. Dies spiegelt sich ebenfalls in einer Abnahme der absoluten Anzahl von Druckgeschwüren im Vergleich zum Vorjahr für die Jahre 2016 und 2019 wider.
Der Verlauf der absoluten Fallzahl von Druckgeschwüren der Kategorie 4, also der schwersten Form eines Dekubitus, zeigt von 2015 bis 2019 einen kontinuierlichen Rückgang, es ist fast zu einer Halbierung der Fälle gekommen. Der jährliche Anteil an allen behandelten Krankenhausfällen liegt im Durchschnitt über die Jahre bei 0,01 Prozent und ist somit sehr niedrig. Jedoch muss jeder Einzelfall eines neu entstandenen Druckgeschwüres als ein Fall zu viel betrachtet werden.
Insgesamt zeigt sich für die Häufigkeit der neu entstandenen Druckgeschwüre in den vergangenen Jahren eine Tendenz zur Verbesserung.