Krankenhaus

Auswirkungen der Pflegepersonal-untergrenzen

Mai 2024

Seit 2019 haben Krankenhäuser in sogenannten pflegesensitiven Bereichen Pflegepersonaluntergrenzen (PpUG) einzuhalten, um ein pflegerisches Mindestversorgungsniveau auf den Stationen sicherzustellen. Nach fünf Jahren haben die Selbstverwaltungspartner jetzt eine gesetzlich vorgeschriebene Evaluation und Berichterstattung vorgelegt. Die Ergebnisse geben Anlass zur Sorge.

Der Bericht zeigt, wie die Pflegepersonaluntergrenzen umgesetzt wurden und wie sie sich auf die Patientenversorgung und die Pflegepersonalbesetzung ausgewirkt haben: So werden die Pflegepersonaluntergrenzen in Krankenhäusern zwar im Monatsdurchschnitt vorwiegend eingehalten, jedoch sind regelhaft etwa 15 Prozent der Schichten unterbesetzt. In einigen Bereichen, wie zuletzt in der speziellen Pädiatrie und der Schlaganfallversorgung, ist sogar eine Unterbesetzung in jeder fünften Schicht zu verzeichnen (vgl. Abbildung).

Die Ergebnisse sind besorgniserregend, da sie aufzeigen, dass die Untergrenzen im pflegerischen Versorgungsalltag immer wieder unterschritten werden. Dies kann Patientinnen und Patienten gefährden und Pflegekräfte völlig überlasten. Dabei geht es bei den Pflegepersonaluntergrenzen lediglich um das Mindestniveau von pflegerischer Versorgung, also nicht um eine bedarfsgerechte qualitativ gute Pflege.

Auswirkungen der Untergrenzen

Eine Verbesserung der pflegerischen Versorgung kann durch das Instrument nur dann wahrgenommen werden, wenn Krankenhäuser das Verhältnis von Pflegekraft zu Patientinnen und Patienten aufgrund der PpUG anpassen mussten - und dies auch getan haben. Um die PpUG einzuhalten, haben Krankenhäuser gewisse Handlungsspielräume in Personalaufbau beziehungsweise Fallzahlreduzierung. Von den 437 befragten Krankenhausstandorten gaben 38 Prozent an, wegen der PpUG mehr Personal eingestellt zu haben; rund 62 Prozent haben aktiv Betten gesperrt, um die PpUG einzuhalten. Etwa die Hälfte der Standorte gab an, dass die PpUG zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl beim Pflegepersonal geführt habe. Ohne diese Maßnahmen wären weitere Schichten unterbesetzt gewesen.

Nichteinhaltung der Pflegepersonaluntergrenzen im Zeitverlauf: Anteil derunterbesetzten Schichten an den Gesamtschichten - Daten der Jahresmeldungen 2021, 2022 und der Quartalsmldungen des ersten bis dritten Qurtals 2023

PpUG und Pflegepersonalbemessung

Vor dem Hintergrund der Auswirkungsanalyse wird deutlich, dass PpUG wichtig sind, um ein Minimum an Pflegepersonalvorgabe im Sinne des Patientenschutzes und der Pflegekräfte umzusetzen. Eine „rote Linie“ des einzuhaltenden Mindestniveaus in der pflegerischen Versorgung wird in Anbetracht der Fachkräftesituation zukünftig weiterhin gebraucht und Bestand haben müssen. Eine am Pflegebedarf/-aufwand orientierte Pflegepersonalbedarfsbemessung kann eine Untergrenze nicht ersetzen. Solange kein Instrument vorliegt, welches den Pflegepersonalbedarf valide und zuverlässig misst, kann eine Untergrenze auch nicht daran geknüpft werden. (cht)

Der Bericht über die Auswirkungen der Pflegepersonaluntergrenzen ist auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes abrufbar.

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