Pflegeversicherung

Mehr Durchblick bei der Digitalisierung in der Pflege

September 2024

Zum Beginn des Jahres 2024 hat das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Pflege seine Arbeit beim GKV-Spitzenverband aufgenommen. Die Potenziale der Digitalisierung im Bereich der Pflege werden bisher noch nicht annährend ausgeschöpft, weil der Markt unübersichtlich ist, aber oftmals auch IT-Kompetenzen und Nutzenbewertungen fehlen. Hier soll das Kompetenzzentrum ansetzen.

Die Digitalisierung ist in der Langzeitpflege angekommen: Zahlreiche Einrichtungen nutzen bereits moderne Branchensoftware zur Personal- bzw. Einsatzplanung und dokumentieren über mobile Endgeräte. Auch Pflegebedürftige sowie An- und Zugehörige haben zunehmend Berührungspunkte mit digitalen Lösungen. Doch die großen Potenziale der Digitalisierung werden aktuell noch nicht annähernd ausgeschöpft. Herausforderungen gibt es u. a. beim Ausbau der IT-Infrastruktur in den Einrichtungen, bei der sektorenübergreifenden Kommunikation und bei der Auswahl von geeigneten Technologien, da sich Entscheidungsträger mit einem unübersichtlichen Marktumfeld, fehlenden Schnittstellen zwischen Systemen und unzureichenden Nachweisen zum konkreten Nutzen konfrontiert sehen. Darüber hinaus fehlen den Beteiligten und Nutzenden oftmals entsprechende Digitalkompetenzen.

Kompetenzzentrum fördert Digitalisierung in der Pflege

Um diese und weitere Herausforderungen zu adressieren, wurde beim GKV-Spitzenverband das Kompetenzzentrum Digitalisierung und Pflege eingerichtet (gemäß § 125b SGB XI). Zentrales Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die Digitalisierung in der Pflegepraxis voranzutreiben und die Kompetenzen der Pflegekräfte und Pflegeberatenden sowie der Pflegebedürftigen und deren An- und Zugehörigen im Umgang mit digitalen Technologien zu stärken. So gilt es laufend innovative Lösungen und digitale Entwicklungen zu prüfen und zu bewerten sowie die Praxis z. B. mittels Schulungsunterlagen bei der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben zu unterstützen. Die vielfältigen Aufgaben des Kompetenzzentrums lassen sich vier Schwerpunkten zuordnen:

  • Wissensmanagement und -organisation
  • Beratung und Handlungsempfehlungen
  • Kompetenzentwicklung und Qualifizierung
  • Vernetzung und Austausch

Im Schwerpunkt Wissensmanagement werden relevante digitale Technologien und Entwicklungen für die Kernprozesse der Langzeitpflege identifiziert. Zudem wird die wissenschaftliche Nutzenbewertung mit Blick auf niedrigschwellige, praxistaugliche Instrumente vorangetrieben. Im Rahmen der Wissensorganisation werden im Kompetenzzentrum zurzeit Empfehlungen für die digitalgestützte Suche nach pflegerischen Angeboten erarbeitet, da es oftmals schwer ist, zeitnah freie Pflegeplätze oder Kapazitäten eines ambulanten Pflegedienstes zu finden.

Eine Pflegekraft arbeitet an einem Computer

Der Schwerpunkt Beratung und Handlungsempfehlungen umfasst sowohl Handreichungen zur Digitalisierung in der Pflegepraxis als auch für digitale Anwendungen. Die Erstellung erfolgt mit Berücksichtigung des Zusammenspiels zwischen Leistungserbringern, Pflegekassen und der Digitalwirtschaft. Außerdem sind Empfehlungen für digitale Anwendungen in der Pflegeberatung und für einheitliche Standards in der digitalen Pflegedokumentation vorgesehen. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Finanzierung von digitalen Anwendungen auf Bundes- und Landesebene übersichtlich aufbereitet.

Im dritten Schwerpunkt zur Kompetenzentwicklung und Qualifizierung liegt der Fokus aktuell auf der Erarbeitung von Schulungsunterlagen zur Unterstützung von Pflegeeinrichtungen bei der verpflichtenden Einbindung in die Telematikinfrastruktur zum 01.07.2025. Hierbei werden die Erkenntnisse aus dem Modellprogramm nach § 125 SGB XI genutzt. Zudem werden künftig weitere Schulungskonzepte zu relevanten Themen der Digitalisierung für bestimmte Zielgruppen folgen, beispielsweise speziell für Ehrenamtliche oder Pflegefachkräfte.

Der vierte Schwerpunkt des Kompetenzzentrums zielt darauf ab, Vernetzung und fachlichen Austausch mit Akteuren aus der Pflege, der Digitalwirtschaft, der Forschung und weiteren maßgeblichen Akteuren aktiv zu fördern. In der ersten Jahreshälfte wurden sowohl auf diversen Fachveranstaltungen als auch erste Netzwerkaktivitäten betrieben z. B. mit den fünf Landeskompetenzzentren zur Digitalisierung in der Pflege. Dazu wird das Kompetenzzentrum von einem Beirat begleitet, dem die maßgeblichen Akteure dem Bereich der Pflege angehören.

Arbeitsergebnisse online zu finden

Sämtliche Arbeitsergebnisse des Kompetenzzentrums werden künftig auf einer eigenständigen barrierefreien Internetseite abrufbar sein (bis dahin finden Sie aktuelle Informationen auf der Homepage des GKV-Spitzenverbands). Schon jetzt stehen Hilfestellungen für die Praxis zur Verfügung, z. B. eine Broschüre zur Einbindung von Pflegeeinrichtungen in die Telematikinfrastruktur. Auch weiterhin wird das Kompetenzzentrum beim GKV-Spitzenverband einen wichtigen Beitrag zur benötigten Transparenz und Orientierung für die Digitalisierung in der Pflege leisten. (jwi, hho, mso)

Dieser Artikel ist in einer umfassenderen Version in der „care konkret“ (Ausgabe 31/2024) erschienen.

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