„Wenn es die Selbstverwaltung nicht gäbe, müsste man sie erfinden“

Werden Sie etwas vermissen? Und gibt es etwas, auf das Sie sich besonders freuen?

Den Reichstag habe ich nie gleichgültig betreten, sondern stets mit Achtung und Respekt vor dem Amt und den Menschen. Das hat sich bis zum letzten Tag nicht geändert. Als Abgeordnete habe ich mich immer gefreut, wenn ich ganz konkret helfen konnte. Lösungen für Probleme zu finden, dieser Anspruch bleibt auch in meinem neuen Amt erhalten. Ich freue mich auf den Austausch mit den Expertinnen und Experten, die an einem G-BA-Beschluss beteiligt sind – von den Träger- und Patientenorganisationen bis hin zu zahlreichen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis.

Und natürlich freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit mit den anderen beiden unparteiischen Mitgliedern, Prof. Hecken und Dr. Lelgemann, sowie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle des G-BA. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam unser gutes Gesundheitssystem noch besser machen.

Der G-BA steht immer mal wieder mit negativen Schlagzeilen in der Presse – oft mit Bezug auf Prozesse und Strukturen. Was entgegnen Sie den Kritikerinnen und Kritikern?

Ich teile solche pauschale Kritik nicht. Der G-BA hat anspruchsvolle Aufgaben. Von außen habe ich bisher wahrgenommen, dass interne Prozesse und Strukturen immer wieder überprüft und ggf. nachjustiert werden. Dort, wo das Verständnis für Verfahrensabläufe noch fehlt, will ich künftig im Austausch mit allen Beteiligten gerne aufklären und für Verständnis werben bzw. Lösungen finden.

Gerade weil die Entscheidungen des G-BA auf einen mit Daten und hochwertigen Studien belegbaren Patientennutzen ausgerichtet sind, lässt sich selbst bei schlanken Strukturen und hochmotivierten, kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gewisse Zeitschiene schwer unterbieten.

Im Übrigen kann ich mit Herausforderungen gut umgehen, das habe ich in der Politik gelernt.

Wie schätzen Sie die Zukunft der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ein?

Wenn es die Selbstverwaltung nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Diese breite und versorgungsnahe Fachexpertise, die z. B. bei den G-BA-Beratungen vorhanden ist, hätte ein Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter­ium oder eine andere Unterorganisation gar nicht, um die Arbeit effizient zu übernehmen. Zusätzliche Strukturen neben der Selbstverwaltung aufbauen, will heute und sicher auch in Zukunft niemand.

Wie kann die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ihre Relevanz behalten – oder vielleicht sogar stärken?

Was die Selbstverwaltung in Krisenzeiten gemeinsam leistet, hat die Corona-Pandemie eindrücklich gezeigt. Es ist vielleicht nicht alles vollständig rund gelaufen, aber das allermeiste. Diese effiziente Zusammenarbeit ist zukunftsweisend. Darüber hinaus freuen sich Unternehmen sowie wie jede Bürgerin und jeder Bürger auch über zeitnahe, ggf. gut begründete Entscheidungen, die sie oder er nachvollziehen kann. Das gilt für die Politik wie für die Selbstverwaltung.

Frau Maag, vie­len Dank für das Ge­spräch.