Mit Ihnen ist der Frauenanteil im Vorstand des GKV-Spitzenverbandes auf zwei Drittel angewachsen – eine absolute Ausnahme, auch im Gesundheitswesen. Wie kann es künftig gelingen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen?
Zunächst einmal glaube ich, dass sich in den letzten zehn bis 15 Jahren schon einiges verändert hat: Frauen sind insbesondere als Expertinnen und bis zu einer bestimmten Führungsebene präsent und wahrnehmbar. Allerdings ist es tatsächlich so, dass in der oberen Führungsebene, auch im Gesundheitswesen, noch klar männliche Vertreter dominieren.
In Deutschland sind Führungsaufgaben ganz klar mit Vollzeittätigkeit verknüpft. Insbesondere in bestimmten Familienphasen entscheiden sich Frauen aber häufig gegen eine Tätigkeit in Vollzeit – und damit faktisch auch gegen Führungsaufgaben. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen und reduzierter Arbeitszeit ist also eine Ursache dafür, dass Frauen in den oberen Führungsebenen seltener zu finden sind als Männer – so ungerecht das auch ist!
Das ist im Ausland durchaus anders: Seit vielen Jahren können in Skandinavien Führungsrollen gemeinsam und in Teilzeit ausgefüllt werden. Dort teilen sich also mehrere Leitungspersonen eine Führungsaufgabe. Ich glaube, dass wir genau diese Diskussion auch in Deutschland führen müssen – nicht allein um Frauen, sondern auch um insgesamt Berufseinsteigende für Führungsaufgaben zu gewinnen. Solange wir Führungspositionen in Deutschland wohl leider nicht auch in Teilzeit besetzen, wird sich an der aktuellen Situation nicht viel ändern.
Frau Stoff-Ahnis, vielen Dank für das Gespräch.