Repräsentativbefragung

Wohnen im Alter: Einstellungen türkischer Migranten

Dezember 2016

30 Prozent der türkischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland könnten sich vorstellen, im Alter in einer Wohngemeinschaft zu leben, wenn der Verbleib in der eigenen Häuslichkeit nicht mehr möglich ist. Das ergab eine repräsentative Befragung des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bochholt Recklinghausen.

Im Rahmen des Projekts „Gemeinsam zu Hause? Birlikte evde? – Wohnalternativen für pflegebedürftige türkische Migrantinnen und Migranten“ wurden erstmals deutschlandweit mehr als 1.000 über 50-jährige türkische Migrantinnen und Migranten telefonisch nach ihren Vorstellungen zum Leben und Wohnen im Alter und zur Akzeptanz gemeinschaftlicher Wohnformen befragt.

Breit gefächerte Bedürfnislagen

Als Argument für eine Wohngemeinschaft nannten die Befragten am häufigsten die Sicherstellung guter pflegerischer und medizinischer Versorgung, gefolgt von den sozialen Kontakten, die sich in solch einer Wohnform ergeben können. Große Bedeutung für das Leben in einer Wohngemeinschaft wurden u. a. der Einbindung in die bekannte Wohnumgebung, dem Kontakt zu anderen Generationen, der Berücksichtigung kultureller Traditionen sowie der sprachlichen Kompetenz des Personals beigemessen. Neben diesen mehrheitlich genannten Wohnwünschen zeigt die Untersuchung aber auch unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse innerhalb der Gruppe der türkischen Migrantinnen und Migranten auf. So präferieren z. B. insbesondere Frauen geschlechtlich getrennte Wohngemeinschaften und sehr religiöse Befragte wünschen sich einen Gebetsraum in der Wohnung.

Ältere Menschen mi Migrationshintergrund gehen im Park spazieren

Mit den repräsentativen Daten gibt das IAT nicht nur einen wissenschaftlich fundierten Einblick in die Bedürfnisse und Wohnwünsche türkischer Migrantinnen und Migranten im Alter. Die Befunde belegen auch die unzureichende Informationslage dieser Personengruppe im Hinblick auf alternative Wohnmodelle. Während Seniorenwohngemeinschaften oder –hausgemeinschaften zwar noch bei 60 Prozent der Befragten bekannt sind, liegt der Bekanntheitsgrad von Mehrgenerationenhäusern oder Betreutem Wohnen nur bei 39 bzw. 22 Prozent. Näher beschäftigt haben sich mit den alternativen Wohnmodellen sogar nur maximal sechs Prozent der Befragten.

GKV-Spitzenverband fördert Evaluation

Der GKV-Spitzenverband hat das Projekt im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterentwicklung neuer Wohnformen für pflegebedürftige Menschen gefördert. Die Ergebnisse fließen in die Gesamtevaluation des Modellprogramms ein und dienen dazu, Wohnangebote für pflegebedürftige Menschen zielgruppenspezifisch weiterzuentwickeln. Der Endbericht des IAT erscheint in Kürze auf der Homepage des GKV-Spitzenverbandes.

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